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„Knallgrünen Rasen können wir uns nicht mehr leisten“
Ganz im Süden von Berlin-Lichterfelde, direkt an der Stadtgrenze, hat Dr. Erich Hetz seinen Kleingarten. „Als ich ihn 1989 übernommen habe, stand hier noch die Mauer“, erinnert sich der passionierte Gärtner und Agrarwissenschaftler. Nicht nur die innerdeutsche Grenze ist seither verschwunden, auch sonst hat sich die Welt grundlegend geändert.
Zu den dramatischsten Umbrüchen der letzten Jahrzehnte gehört für ihn der immer deutlicher spürbare Klimawandel. Erich Hetz erinnert sich an den Vortrag eines Klimafolgenforschers Anfang der 2000er-Jahre. „Er hat damals schon gesagt: Brandenburg wird sehr stark betroffen sein. Aber keiner hat darauf reagiert. 20 Jahre sind uns verloren gegangen.“
Erkenntnisse als Wissenschaftler
Hetz war zu dieser Zeit beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaftund Flurneuordnung Brandenburg (LELF) tätig und leitete in Großbeeren das Fachgebiet Gemüse- und Zierpflanzenanbau. Die Arbeit dort brachte ihm viele Erkenntnisse für den eigenen Kleingarten in der KGA Am Wäldchen – auch was die Anpassung an steigende Temperaturen und zunehmende Trockenheit angeht. Beim Landesamt wurde etwa untersucht, wie man mit Wasserentzug das Pflanzenwachstum kontrollieren kann. „Genau das können wir auch im Garten machen“, meint Hetz. „Wenn ab Mai weniger Niederschlag zur Verfügung steht, dann kann man die Pflanze adaptieren, mit weniger auszukommen.“
Die Erfahrungen, die Erich Hetz im Landesamt und in seinem naturnahen Garten gesammelt hat, gibt er als Gartenfachberater bei Seminaren regelmäßig weiter. Seit fünf Jahren leitet er auch die Gartenfachberatung im Bezirksverband Steglitz. Dabei ist es ihm ein wichtiges Anliegen, dass Kleingärtnerinnen und Kleingärtner sich auf einen sparsamen Umgang mit Wasser einstellen. „Es wird sicher so kommen, dass für jeden Garten nur noch bestimmte Mengen Wasser verfügbar sind, etwa 15 oder 20 m3 im Jahr“, ist er überzeugt.
Richtig gießen, richtig pflanzen
Er selbst verbraucht auf seiner 360-m2-Parzelle ca. 20 m3 im Jahr – mit konsequentem Wassermanagement. Die wichtigsten Maßnahmen:
- Gezielt gießen und nicht großflächig, denn das Wasser muss direkt an die Pflanze gebracht werden. „Dafür ziehe ich um die großen Pflanzen herum Gießränder oder, etwa bei den Bohnen, Gießrinnen.“ Auch Tropfbewässerung kann sinnvoll sein.
- Bewässern am Morgen: Wird abends gegossen, dann bleiben die Pflanzen über Nacht feucht und Krankheitserreger können sich leichter festsetzen.
- Regen sammeln: Hetz fängt insgesamt 1,5 m3 Niederschlag in einem großen Tank und zwei Tonnen auf. „Mitte Mai waren sie aber schon wieder leer.“ Damit sich im Tank keine Algen bilden, wird er mit einer dunklen Folie abgedeckt.
- Rasenbewässerung vermeiden: „Knallgrüne Rasenflächen können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten“, meint Hetz. Er empfiehlt, Rasenflächen zu reduzieren, das Gras länger wachsen zu lassen und auch Wildblumen auszusäen.
- Mulch auf den Beeten, etwa Häcksel oder Rasenschnitt, reduziert die Verdunstung und ist von Vorteil für das Bodenleben. Auch Bodendecker wie Taubnessel und Günsel oder niedrige Stauden wie diverse Storchenschnä-
- bel zwischen hohen Pflanzen dienen als Verdunstungsschutz.
- Beschattung durch Mischkultur: Eine Reihe Bohnen neben den Tomaten hilft, die Verdunstung zu reduzieren und Stickstoffim
- Boden zu sammeln. Kapuzinerkresse beschattet das Apfelspalier und hält die Läuse vom Obstbaum fern.
- Pflanzen mit geringem Wasserbedarf aus- wählen: Alle Stauden mit starkem Blattwachstum verbrauchen viel Wasser. Phlox, Herbstastern und Lavendel sind deutlich genügsamer, ebenso Gräser. Auch beim Gemüse gilt: Große Blattfläche bedeutet großen Wasserbedarf, etwa bei Zucchini, Kürbis, Gurke und Kohl.
- Pflanzkübel in hellen Farben heizen sich nicht so stark auf und reduzieren die Verdunstung. Vorhandene Kübel sollten ggf. weiß angestrichen werden.
Klaus Pranger, Redakteur "Berliner Gartenfreund", Verlag W. Wächter
Dieser Beitrag ist in der Verbandszeitschrift "Gartenfreund", Regionalausgabe Berlin, August 2023, Seite 36-37, erschienen und mit freundlicher Genehmigung des Verlag W. Wächter auch hier online.